Boule und die agile Kraft von Visionen.

Alle reden über Visionen. Über das grosse Why. Über Sinn, Purpose, Leitbilder und zukunftsweisende Narrative. Doch was wäre, wenn man mal mit dem Reden aufhören und stattdessen etwas anderes machen würde? Boule spielen, zum Beispiel. 

Boule spielen, das heisst: Man nimmt eine kleine und mehrere grosse Kugeln. Und dann wirft man die Kugeln durch die Gegend. Doch dieses Werfen geschieht nicht blindlings und wild-chaotisch, sondern klar gerichtet und sinnhaft geordnet. Warum? Eben: Weil das Spiel ein Spiel ist, das allerdings auf iterativen Prozessen basiert und einer inneren Logik gehorcht. 

Sich langsam dem Ziel nähern.

Dieses Spiel geht so: Die kleine, unscheinbare Kugel ist das Ziel. Sie ist das, wonach sich alles ausrichtet, sie ist das, was den Mitspielern Orientierung vermittelt und handlungsleitend die nachfolgenden Aktionen steuert. Doch vor allem ist die kleine Kugel eine mutige Setzung. Denn auch wenn man sich lange das Umfeld anschaut – den Untergrund, seine Konkurrenten, die Struktur des Platzes: Irgendwann muss man mal werfen, da hilft alles Zaudern und Planen nichts. Denn die kleine Kugel ist wie eine Vision: Die hat man, die wirft man in den Raum und dann schaut man, was mit ihr passiert. 

Der iterative Näherungsprozess.

Das, was anschliessend passiert, ist Folgendes: Die Mitspieler versuchen, sich mit ihren grossen Aktionskugeln der kleinen Zielkugel zu nähern. Dazu überlegen sie sich mögliche Wege, Techniken, Taktiken und alle suchen nach der optimalen Methode, möglichst genau die kleine Kugel zu treffen: interaktiv und partizipativ. Und immer mit einem klaren Ziel vor Augen. 

Denn das ist die Logik von Pétanque und Boule. Und von Visionen. Es beginnt alles mit einer klaren Setzung – mit einem mutigen, weiten Wurf. Allerdings ist dieser Wurf erst der Anfang, nicht das Ziel. Denn Ziel ist es, dass Bewegung einsetzt, dass die Vision zur Aktion führt und sich alle Stakeholder dem gewünschten Idealzustand nähern. Dieser iterative Näherungsprozess, dieses sich in Bewegung setzen und auf den Weg machen – das ist der eigentliche Wert von Visionen. Dass die Vision als solche dabei kaum erreicht wird, kann hier ebenso wenig als Zielverfehlung taxiert werden, wie die nicht erfolgte Verschmelzung vom kleinen Cochonnet und grosser Spielkugel im Boule. Denn der Benefit eines Spiels ist immer das Spiel selbst. Und der Benefit einer Vision? Das ist die gerichtete Dynamik, die Visionen den visionären Organisationen ermöglichen. Es ist also die so oft geforderte Agilität und damit die Fähigkeit, in einer sich verändernden Welt antizipativ, initiativ und zielgerichtet zu agieren.  

Darum mein Tipp: Gehen Sie raus mit ihrem Team, nehmen Sie sieben Kugeln und beginnen sie zu spielen. Das ist punkto Visionsentwicklung garantiert nachhaltiger und eindrücklicher als ein Managerseminar. Und gesünder ist es auch. 

Das Boule-Spiel und die Visionsentwicklung:

  • Das Serious-Game der Visionsentwicklung ist iterativ, agil und partizipativ.

  • Über Iterationen wird die Vision in Aktion gebracht und plausibilisiert.

  • Die Visionsaktivierung ist ein kontinuierlicher Näherungsprozess, bei dem das Ziel anvisiert, aber nur selten exakt getroffen wird.

  • Der wesentliche Vorteil von Visionen: Sie ermöglichen eine gerichtete, antizipative und initiative Bewegung -  also genau die Agilität, die heute immer wieder gefordert wird.

Weiter
Weiter

Über Marken, Fussball und soziale Räusche